Der Earth4All-Report hebt hervor, dass die Welt vor einer entscheidenden Wende steht: Die immer weiter wachsende Kluft zwischen Arm und Reich bedroht nicht nur die sozialen Strukturen, sondern auch die Stabilität der Demokratie und den Kampf gegen den Klimawandel. Eine grundlegende Veränderung des wirtschaftlichen und steuerlichen Systems ist notwendig, um diese Herausforderungen zu meistern.


Die Rolle der Europäischen Union

Die Europäische Union kann im Bereich der Steuerpolitik mehr bewirken als einzelne Länder. Durch gemeinsame Steuerregelungen und koordinierte Maßnahmen kann die EU effektiv gegen Steuerflucht vorgehen und eine gerechtere Verteilung des Wohlstands sicherstellen. Politiker:innen, die eine progressive Steuerpolitik unterstützen, sind wichtig, um einen Weg für eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft ebnen.

Initiativen und Lösungsansätze zur Bekämpfung der Ungleichheit

Mehrere Initiativen und Organisationen haben verschiedene Ansätze vorgeschlagen, um die Vermögensungleichheit zu verringern und eine gerechtere Verteilung des Wohlstands zu erreichen. Dazu zählen der „Guter Rat für Rückverteilung“, das Momentum Institut, die Universal Basic Dividend (UBD) und die „Tax the Rich“-Bewegung.


Guter Rat für Rückverteilung

Marlene Engelhorn, eine österreichische Erbin, die einen Großteil ihres Vermögens geerbt hat, setzt sich aktiv für eine gerechtere Vermögensverteilung ein. Sie plant, 25 Millionen Euro durch einen Bürger:innenrat zu verteilen, der entscheidet, wie das Geld am besten genutzt wird. Dieser Rat besteht aus 50 zufällig ausgewählten österreichischen Bürger:innen und symbolisiert die demokratische und partizipative Verteilung von Reichtum. Engelhorn kritisiert das Fehlen von Erbschafts- und Vermögenssteuern in Österreich und hat die Initiative „Guter Rat für Rückverteilung“ ins Leben gerufen, um eine gerechte Verteilung zu fördern​.

Momentum Institut

Das Momentum Institut hat zahlreiche Studien und Analysen veröffentlicht, die die aktuelle Situation und die Auswirkungen einer ungleichen Steuerverteilung in Österreich beleuchten. Eine ihrer Studien zeigt, dass Österreich im EU-Vergleich hohe Steuern auf Arbeit erhebt, aber sehr niedrige Steuern auf Vermögen. Dies führt dazu, dass Menschen mit mittlerem und geringem Einkommen einen unverhältnismäßig hohen Anteil zur Finanzierung des Staates beitragen, während Reiche vergleichsweise wenig belastet werden​​​. Das Momentum Institut fordert daher die Wiedereinführung von Vermögens-, Erbschafts- und Schenkungssteuern, um die Ungleichheit zu verringern und eine gerechtere Verteilung der Steuerlast zu erreichen​​.

Universal Basic Dividend (UBD)

Die Universal Basic Dividend (UBD) ist ein Konzept von Earth4All, das darauf abzielt, die Gewinne aus den gemeinsamen Ressourcen und Gütern gleichmäßig an alle Bürger:innen zu verteilen. Anders als ein universelles Grundeinkommen (UBI) konzentriert sich die UBD speziell auf Wohlstand, der aus natürlichen Ressourcen oder öffentlichen Investitionen generiert wird. Die Idee ist, dass die Gewinne aus diesen Quellen, wie fossilen Brennstoffen oder erneuerbaren Energien, an die gesamte Bevölkerung zurückfließen. Die UBD könnte als Mechanismus dienen, um die durch eine Reichensteuer generierten Einnahmen gerecht zu verteilen und soziale Ungleichheit sowie wirtschaftliche Instabilität zu verringern​.

„Tax the Rich“-Bewegung und das Buch „Tax the Rich“

Die „Tax the Rich“-Bewegung ist ein internationaler Ruf nach einer stärkeren Besteuerung von Reichtum, um soziale Ungleichheit zu verringern und die Finanzierung öffentlicher Güter und Dienstleistungen zu verbessern.

Ein bedeutendes Werk in diesem Kontext ist das Buch „Tax the Rich: Warum die Reichen zahlen müssen, wenn wir die Welt retten wollen“ von Jørgen Randers und Till Kellerhoff.

Autoren und ihre Rolle beim Club of Rome

Jørgen Randers ist ein norwegischer Wissenschaftler und Mitautor des wegweisenden Berichts „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome aus dem Jahr 1972. Till Kellerhoff ist ebenfalls beim Club of Rome aktiv und beschäftigt sich mit Nachhaltigkeit und globalen Gerechtigkeitsfragen. Gemeinsam argumentieren sie in ihrem Buch, dass die Rettung unseres Planeten durch eine faire Besteuerung der Reichsten finanziert werden sollte​.

Inhalt und Argumente des Buches

Randers und Kellerhoff stellen die These auf, dass die reichsten Menschen der Welt nicht nur überproportional von wirtschaftlichem Wachstum profitieren, sondern auch die größten CO2-Emissionen verursachen. Gleichzeitig leiden die ärmsten Bevölkerungsschichten am stärksten unter den Folgen des Klimawandels. Diese Ungleichheit verschärft soziale Probleme und schwächt die Demokratie. Durch eine faire Besteuerung von Vermögen und Erbschaften könnte nicht nur die Kluft zwischen Arm und Reich verringert, sondern auch die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen gegen die Klimakrise sichergestellt werden​​ .Das Buch betont, dass eine solche Steuerpolitik nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern auch ethisch notwendig ist. In der aktuellen Situation, in der die Vermögen der reichsten Menschen und ihre CO2-Emissionen unaufhörlich wachsen, ist es umso wichtiger, dass sie einen fairen Beitrag zur Bewältigung globaler Herausforderungen leisten. Die Autoren sehen in der Besteuerung von Reichtum eine wesentliche Maßnahme zur Stabilisierung der Demokratie und zur Förderung nachhaltiger Entwicklung​​.


Fazit: Eine Chance für Europa

Die Europäische Union steht vor der Gelegenheit, eine Kehrtwende in der Steuerpolitik zu initiieren. Indem Politiker:innen, die sich für eine progressive Besteuerung von Reichtum und für die Einführung von Maßnahmen wie der Universal Basic Dividend einsetzen, unterstützt werden, kann die EU einen entscheidenden Beitrag zur Verringerung der Ungleichheit und zur Förderung nachhaltiger Entwicklung leisten.

Initiativen wie der „Guter Rat für Rückverteilung“, das Momentum Institut, die UBD und die „Tax the Rich“-Bewegung bieten wertvolle Lösungsansätze, die genutzt werden können, um eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft zu gestalten. Durch die Kombination dieser Ansätze und die Nutzung der kollektiven Macht der EU kann eine tiefgreifende Veränderung erreicht werden, die nicht nur Europa, sondern die gesamte Welt positiv beeinflussen wird.