Sandrine Dixson-Declève (Ko-Präsidentin des internationalen Club of Rome) eröffnete den zweiten (internationaler orientierten) Teil der Jahreskonferenz des Austrian Chapter des Club of Rome 2020 (eine Zusammenfassung zu Teil 1 gibt es hier). Mit Blick auf den bekannten Bericht an den Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“, erinnerte sie an die systemischen Zusammenhänge zwischen Wirtschaft, Ökospähre und jetzt auch der globalen Pandemie. Als Beispiel der aktuellen Aktivitäten, verwies sie etwa auf den “Planetary Emergency Plan” des internationalen Clubs mit seinen zehn „key commitments for the global commons“ (etwa Verpflichtungen zum Schutz der globalen Commons) und zehn „urgent actions for the transformation“ (Maßnahmen zur Transformation).

Sie spricht dabei von wirtschaftlichem “Fortschritt” (progression) und wirtschaftlicher Entwicklung, um das Wort “Wachstum“ zu vermeiden, wenn es darum geht, „gerechte Gesellschaften“ zu schaffen. Und sie berichtet, wie sie und der internationale Club of Rome gemeinsam mit der EU-Kommission für eine Umsetzung des „European Green Deal“ arbeiten. „Redefining Prosperity“ (Wohlstand – oder auch Wohlergehen – neu definieren sei dabei das wichtigste Prinzip.

Ganz ähnlich sieht das der frühere Chef der UN Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO) Kandeh Yumkella. Als Beispiel für diese systemischen Zusammenhänge, betonte Yumkella, dass die wirtschaftlichen Effekte der Pandemie in Afrika bereits sichtbar waren, bevor noch Corona-Infektionen auf dem Kontinent nachgewiesen wurden. Die Pandemie hätte aber auch Auswirkungen auf unsere Werte. Umso wichtiger sei es, in Fakten und Wissenschaft aber auch die internationale Zusammenarbeit zu vertrauen.

Dem stimmte auch Karl Aiginger, der mit seiner „Querdenkerplattform Wien – Europa“ Partner des Austrian Chapter ist, zu: „Europa und die Welt müssen gemeinsam das Klimaproblem lösen“. Und Europa müsse dabei nicht nur aus humanitärer Verantwortung aufgrund seiner vergangenen Klimabelastung vorangehen. Wir würden damit auch wirtschaftliche und soziale Vorteile in Europa lukriieren.

Michael Losch, der neue Sonderbotschafter Österreichs für grüne Industrie und Vorstandsmitglied im österreichischen Chapter des Club of Rome, knüpfte an die Vorredner*innen an und verwies darauf, dass das österreichische Ziel einer Klimaneutralität bis 2040 noch ambitionierter ist als das europäische. Österreich sei dabei in die globale Wirtschaftskreisläufe eingebunden, denn: es geht nicht nur um die Energieerzeugung, sondern ganz wesentlich auch um die Stoffströme durch die Industrie – über die Wertschöpfungsketten hinweg.

Nach Losch verwiesen Jozef Vasak von der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich sowie Matthias Buck vom Berliner Thinktank „Agora Energiewende“  noch einmal auf die Europäische Dimension der Klima- und Energiepolitik. Nachdem Klimapolitik 40 Jahre verschleppt wurde, sei sie heute der Realität angemessen. Die Geschwindigkeit, die jetzt erforderlich ist, sei die wichtigste Herausforderung. Dabei seien „Fridays for Future“ der entscheidende Wandel, der uns voran gebracht habe. Auch in Osteuropa würde die Klimakrise jetzt als vordringliche politische Herausforderung anerkannt.

Silvia Angelo, Mitglied im Vorstand der ÖBB Infratruktur AG wie auch im Austrian Chapter des Club of Rome bezog das zuvor gesagte auf das Thema Mobilität – ohne eine Mobilitätswende sei auch eine Klimawende nicht möglich. Sie verwies aber auch auf die Frage, nach dem Umgang mit Ressoucen insgesamt. Das betreffe auch den öffentlichen Raum (Stichwort: Bodenverbrauch). Zentral gehe es dabei um „nutzen statt besitzen“. Es seien vor allem öffentliche Unternehmen wie auch die ÖBB, die hier viel beitragen. Aber auch die Wertschöpfung, die der Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Österreich ermöglicht sei erwähnenstwert.

Links:

Jahrstagung Teil 1 – Mehr Kohärenz: Gemeinsam für’s Klima

Vorbericht zur Jahrestagung: Wirtschaft und Politik in Zeiten des Klimawandels

Essay: Neue Chance für globale Klimapolitik?