27. November 2021, von Fritz Hinterberger (Vizepräsident des Club of Rome – Austrian Chapter)
Vor schon fast 30 Jahren verpflichtete sich die internationale Staatengemeinschaft anlässlich der ersten Welt-Nachhaltigkeitskonferenz 1992 in Rio de Janeiro erstmals auf das gemeinsame Ziel, der Erderhitzung Einhalt zu gebieten. 13 Jahre später – in Kyoto – wurden konkrete Ziele vereinbart. Fünf Prozent! Österreich gehörte damals zu den Vorreitern.
Erst weitere 10 Jahre später, 2015, einigte sich die Weltgemeinschaft auf die Begrenzung der Erderhitzung auf deutlich „unter 2 Grad“ und der Weltklimarat berechnete, was das bedeutet: eine Reduktion der Treibhausgase um mehr als 90% in 20 bis 30 Jahren!
Zwei Wochen nach der letzten Vertragsstaatenkonferenz beschäftigen wir uns bei unserer Jahrestagung mit den Ergebnissen dieser Veranstaltung. In Glasgow wurde das Regelwerk zum Pariser Abkommen finalisiert und verabschiedet, welches erst jetzt die tatsächliche Operationalisierung des Pariser Abkommens ermöglicht. Statt Klimaneutralität, also global gesehen den Ausgleich von Emissionen und Senken von Treibhausgasen (THG) “in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts” zu erreichen, wie es vor 6 Jahren noch formuliert wurde, soll dies nun bis 2050 gelingen. Die national festgelegten Ziele der Staaten sollen nun nachgeschärft werden. Dazu kommen der Einstieg in den Schutz von Wäldern sowie die – wenn auch verwässerten – expliziten Hinweise auf die Notwendigkeit des Kohleausstiegs und der Streichung klimaschädlicher Subventionen für die fossile Energienutzung.
Wird das reichen? Wie gehen wir in Österreich damit um? “Die COP26 hat das 1,5-Grad-Ziel am Leben erhalten und betont, wie wichtig es zur Risikoverringerung ist“, stellt Renate Christ, Expertin für Klimawandel und Umweltdienstleistungen mit jahrzehntelanger COP-Erfahrung nach der COP26 fest. „Jetzt gilt es, ohne weitere Verzögerung und in jedem Land, auch bei uns, die notwendige Transformation einzuleiten. Leicht wird es nicht sein, aber unverzichtbar.”
“Gerade im Hinblick auf das Versagen in Glasgow, müssen nun alle Länder ihre Hausaufgaben machen. Nach der missglückten Steuerreform darf das politische Greenwashing nicht weitergehen – wir brauchen jetzt verbindliche Klimaziele!” meint hingegen Katharina Rogenhofer, Sprecherin des Klimavolksbegehrens.
Beide werden ihre Standpunkte bei der Jahreskonferenz des Club of Rome am 29.11. ab 17 Uhr auf dem Podium nach einer Key Note von Sigrid Stagl zur Diskussion stellen.
Österreichische und internationale Studien zeigen immer wieder: eine dafür nötige Umsteuerung der Wirtschaft im Sinne
► eines Wandels des gesamten Energiesystems (“Energiewende”),
► einer dematerialisierte Kreislaufwirtschaft (“Ressourcenwende”),
► von Weniger Fleischkonsum und Lebensmittelabfälle (“Ernährungswende”) und
► neue Lebens- und Konsumstile (“Lebensstilwende”).
Im Grunde ist dies eigentlich die letzte Chance der Wirtschaft, den „Grenzen des Wachstums“ zu entkommen – und gleichzeitig ein gutes Leben zu ermöglichen.
“Als das führende Unternehmen am Zementmarkt in Zentraleuropa wollen wir durch CO2 arme Lösungen und Produkte den Wohnraum, die Infrastruktur und die Arbeitsstätten der Zukunft schaffen, die im Einklang mit dem Pariser Klimaschutz-Abkommen stehen.” erläutert Berthold Kren, CEO von Lafarge Österreich.
Und die Investitions-Programme zur Wieder-Ankurbelung der Wirtschaft nach Covid-19 ermöglichen auch die dafür erforderliche Finanzierung. 10 Milliarden Euro pro Jahr wurden 2020 für ein solches Wirtschaftsprogramm als notwendig geschätzt.