Das von Kate Raworth formulierte Bild einer Doughnut-Ökonomie beschreibt eine Gesellschaft und Wirtschaft, die innerhalb der von der Natur gesetzten planetaren Grenzen aber auch innerhalb sozialer Grenzen ein gutes Leben für alle ermöglicht. Über die SDGs hinaus sind auch weitere (vor allem qualitative) Ziele zu überlegen, die sich auch auf das Innere Wohlbefinden der Menschen beziehen sollten.

Das Konzept, Fortschritt am Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu messen, wurde vor etwa 80 Jahren in enger Abstimmung mit entsprechenden wissenschaftlichen Erkenntnissen (des Keynesianismus als Antwort auf die vorherrschende Neoklassik) und politischen Programmen (des Deficit Spending – nach der Weltwirtschaftskrise) entwickelt. Wirtschaftswachstum ist dabei das implizite Ziel. Indikatoren müssen von Zielen abgeleitet werden – nicht umgekehrt. Für eine Transformation hin zu einer nachhaltigeren und verteilungsgerechten Gesellschaft muss die Messung des Fortschritts jenseits des Finanziellen im Sinne der Nachhaltigen Entwicklungsziele weiter gefasst werden. Beides ist wissenschaftlich (zB UniNEtZ) und politisch (zB Agenda 2030)  begründet. Im Rahmen der Global Reporting Initiative (GRI) wurde Partizipation von Stakeholdern als wichtiges Prinzip für die Entwicklung von Bewertungsrahmen für Nachhaltigkeit (Hardi & Zdan, 1997) definiert. 

Dazu wurde im Rahmen des UniNEtZ-Projekts ein konzeptioneller Rahmen geschaffen (Hinterberger und Spittler 2021 – siehe die Abbildung 1). 

Abbildung 1: Darstellung von Hinterberger/Spittler (2021) aufbauend auf https://www.kateraworth.com/doughnut/                                        Grafik: Gerda Palmetshofer

Abbildung 1: Eigene Darstellung angelehnt an den Doughnut nach Raworth 2017. Quelle: Hinterberger/Spittler (2021) aufbauend auf https://www.kateraworth.com/doughnut/                                        Grafik: Gerda Palmetshofer

So sollen in einem partizipativen, transdiziplinären Prozess für jede der drei Nachhaltigkeitsdimensionen (ökologisch, sozial, ökonomisch) drei, fünf oder sieben Ziele formuliert werden, wofür dann valide Mess-Konzepte zu entwickeln sind, deren Umsetzbarkeit in Pilotstudien überprüft werden kann. Die konkreten Ziele können anhand eines Visionsprozesses entwickelt und anschaulich gemacht werden.

Nun geht es darum, dafür ein umfassendes Indikatoren-System im Sinn eines Well-Being-Index zu entwickeln das richtungssicher und gut verständlich beschreibt, ob und inwieweit einzelne Akteure, konkrete Entwicklungen und Politikern wie auch ganze Länder und Regionen zur Erreichung der globalen Ziele beitragen.

Wie in Abbildung 1 dargestellt, sollen im Rahmen des Konzepts der Doughnut Ökonomie (Raworth, 2012) basierend auf den SDGs soziale, ökologische und ökonomische Indikatoren für Österreich definiert werden.

Dabei kommt es darauf an, dass die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten innerhalb der bestehenden Umweltgrenzen (planetary boundaries)  und zur sozialen Zielerreichung beitragen, um das menschliche Wohlergehen zu gewährleisten. Wichtig ist, dass die Indikatoren der Mikro-Ebene  auf die Makro-Ebene bezogen werden können, um fest zu stellen, welchen Beitrag eine Person, ein Haushalt,  Unternehmen, ein Produkt eine Dienstleistung zur Zielerreichung auf der Makro- (globalen, regionalen) Ebene leistet. 

Das individuelle Wohlbefinden aller (im Sinne eines „Leave No One Behind“) kann dabei der Leit-Stern einer solchen Entwicklung sein. Die SDGs und ihre 169 Unterziele (Targets) bilden dann den Rahmen, wenn es darum geht, zu erkennen ob die Entwicklung auch in einzelnen Bereichen, die zum Wohlbefinden beitragen, in die richtige Richtung geht und innerhalb eines gesetzten Zeitraums (zB Klimaneutralität oder Abschaffung der Armut  bis 2040) erreicht werden kann. 

Sowohl objektive Bedingungen wie subjektives Wolergehen sind für die Beurteilung wichtig.  Der Well-being Index des Club-of-Rome sollte daher beides erfassen und darstellen. Für die objektiven Faktoren müssen zunächst für soziale Zielwerte und für ökologische Indikatoren Grenzwerte definiert werden. Für jeden Indikator kann die „distance to target“ bestimmt werden, zB in „Prozent Zielerreichung“ oder allgemeiner (und in Analogie zur GWB) x von 10 Punkten. 

Mögliche Schematische Darstellung der Indikatoren der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: ökologisch, ökonomisch, sozial.

Abbildung 2: Eigene Darstellung Hinterberger/Spittler (2020) angelehnt an den Doughnut nach Raworth 2017. Quelle: https://www.kateraworth.com/doughnut/ Grafik: Gerda Palmetshofer

Seit 2021 arbeiten wir im Austrian Chapter des Club of Rome gemeinsam mit dem UniNEtZ-Projekt an der Universität für Angewandte Kunst Wien und der Universität Salzburg an diesem Projekt, das heute unter dem Namen

Wellbeing – ein gutes Leben in einer Welt voller Krisen

firmiert.

Link: 

Das Wellbeing-Projekt des Austrian Chapter des Club of Rome.