Gerade tagt die Österreichische Bundesregierung zum Verhandeln neuer Finanzierungen zur Wiederankurbelung der Wirtschaft nach dem Corona-Shut-Down. Zum Auftakt dieser Serie von Medienterminen haben sich auch „Fridays for Future“ Wien, Greenpeace und das Klimavolksbegehren zu Wort gemeldet und die im Regierungsprogramm verankerte Erreichung der Klimaneutralität bis 2040 gefordert. Um „an die Verantwortung der Politik gegenüber zukünftiger Generationen zu erinnern“, überreichten die Aktivistinnen und Aktivisten unter anderem Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) eine symbolische Erdkugel. Die Eintragungswoche zum Volksbegehren ist ja schon nächste Woche. Mehr hier

Neben staatlichen Programmen und Förderungen, Nothilfen und temporären Entlastungen geht es beim Klimaschutz ja auch immer mehr um grundsätzlich rentable Investitionen, etwa in erneuerbare Energien zur Stromerzeugung, die Sanierung von Gebäuden oder den öffentlichen Verkehr. Wenn diese jetzt mit staatlichen Anreizen versehen werden, könnte es noch was werden mit der zur Klimaneutralität notwendigen Halbierung der Treibhausgasemissionen bis 2030. Neben dem Staat ist dazu aber auch der Finanzsektor gefordert, der den Investoren die benötigten Mittel zur Verfügung stellen muss.

Seit einigen Jahren beschäftigt sich der Club of Rome intensiv mit diesem Thema. Der zum 50-Jahr-Jubiläum des Clubs von Ernst Weizsäcker und Anders Wijkman herausgegebene Bericht „Wir sind dran“ widmet dem Thema ein ganzes Kapitel. Der internationale Club of Rome widmet sich dem Thema weiterhin unter der Überschrift “Rethinking Finance”. Im Rahmen der österreichischen EU-Präsidentschaft organisierte das Austrian Chapter bei der Konferenz „Wachstum im Wandel“ gemeinsam mit der Nationalbank ein hochrangiges Panel, dem eine ebenso hochrangige Veranstaltung (Green Finance – Neue Entwicklungen in Europa. Herausforderungen und Chancen für Österreich) in der Österreichischen Nationalbank (OeNB) folgte.

“Klimawandel und Klimapolitik bilden Finanz- und Wirtschaftsrisiken und betreffen somit das Mandat von Zentralbanken. Diese sind auch bereit ihren Beitrag zur Klimaresilienz bzw. Nachhaltigkeit des Finanzsektors zu leisten. Green Finance kann mithelfen, die COVID-19-Krise erfolgreich zu bewältigen“, sagt dazu Andreas Breitenfellner (OeNB & Club of Rome – Austrian Chapter), der Hauptreferent der Online-Veranstaltung. Umgekehrt muss aber auch vermieden werden, dass zu viel Kapital in risikoreiche „braune“ Investments geht, die nicht nur ökologisch nicht zukunftsfähig sondern auch wirtschaftlich höchst risikoreich sind. Mehr dazu hier.

„Durch ihre Produkte und Dienstleistungen verfügen Finanzinstitutionen über einen entscheidenden Hebel um unsere Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität auszurichten”, sagt Heidrun Kopp (Institut für nachhaltiges Finanzwesen), die im Frühjahr 2020 selbst einen „Green Finance Summit“ organisiert hat. “Dazu braucht es berechenbare Rahmenbedingungen für die Finanzwirtschaft. Diese Grundlagen müssen unmissverständlich und pragmatisch in der Anwendung sein. So werden zunehmend mehr Unternehmen und AnlegerInnen Green-Finance-Produkte nachfragen und einfordern.“

„Es muss unkompliziert sein, sein Geld richtig anzulegen, ohne das es in Kohle oder Kriege fließt, indem die Banken Policies schreiben in denen keine Hintertür für Kohle ist”, meint Lara Leik von Scientists4Future Österreich. „Hier muss auch die Politik die Rahmenbedingungen formen um ein klimaneutraleres Leben jedem einzelnen zu ermöglichen und eine Kostenwahrheit zu schaffen wodurch der einzelne entlastet wird und die Verursacher in die Verantwortung gezogen werden.”

Was sich rentiert, wird letztlich auch davon abhängen, wieviel es in Zukunft kosten wird, Treibhausgase zu emittieren. Ab einem Preis von 100€ pro Tonne CO2-Äquivalent scheint der Trend zur Dearbonisierung unumkehrbar, sagen Expert*innen aus der Industrie. Die Signale in Richtung „Öko-Steuern“ und einer Erhöhung des CO2-Preises im Zertifikatehandelssystem der EU lassen jedenfalls vermuten, dass es in diese Richtung geht.

Unsere zweite Online-Veranstaltung am 16.6.2020 nahm den Ball der ersten Diskussionsrunde aus dem Mai 2020 und ist hier als Video zum Nachsehen dokumentiert.

Weitere Aktivitäten zum Thema Green Finance finden Sie hier.